i. Kap. Oestr. Successionskr. v. 1740 b. 1748. 56z
Er machte daher 171z eine Erbfolge-Ordnung unter dem Na-
men: Pragmatische Sanktion, vermöge deren die sämmrlichen
östreichischen Staaten an seine männlichen und weiblichen Erben
und erst in deren Ermangelung an die Zosephinischen Erzherzo-
ginnen fallen sollten. Diese pragmatische Sanktion wurde von
nun an das Hauptaugenmerk der Politik des östreichischen Ka-
binetts, und bey jedem Friedensschlüsse suchte es die Garantie
derselben zu erhalten. Die beiden Losephinischen Erzherzogin-
nen mußten bey ihrer Vermählung an die Kurfürsten von Sach-
sen und Baiern, August und Karl Albrechr, Verzicht leisten;
und alle größere europäische Staaten und die deutschen, auch
Sachsen, garantirten die pragmatische Sanktion, Baiern nie-
mals. Auch waren diese Garanrieen von völligem Unwerthe.
Denn als Karl Vi., am 2osten Okt. 1740 , starb, nahm zwar
seine älteste Tochter, Maria Theresia, Besitz von seiner ganzen
Erbschaft, und erklärte ihren Gemahl, Franz Stephan, Groß-
herzog von Toskana, zum Mitregenten; aber Baiern, Sach,
sen und Spanien machten ihr die ganze Erbschaft streitig, und
Sardinien forderte Mailand. Baiern leitete seine Forderung
aus Ferdinands 1. Testamente her; Sachsen aus Leopolds Ak-
te, durch welche er Spanien an Karln abtrat, 170z; Spanien
aus der Theilungs - Akte zwischen Karl V. und Ferdinand I.
Man konnte auf Frankreichs Beystand hoffen.
{. 2. Erster schlesischer Krieg.
Der König Friedrich Ii. hatte von seinem Vater eine starke,
gut geübte Armee und einen bedeutenden Schatz geerbt. Er
forderte nach Karls Vi. Tode von Oestreich die schlesischen Für-
sienthümer Lägerndorf, Liegnitz, Brieg und Wolau, die seinen
Vorfahren widerrechtlich entzogen waren, besetzte im December
1740 Niederschlesien, und that zugleich der Königin vortheil-
hafte Friedensvorschläge. Aber ihr Ministerium war gewohnt,
Folgsamkeit, nicht Gleichheit, bep Preußen voraus zu setzen,
und verwarf seine Vorschläge. Friedrich schlug die Oestreicher
bey Mollwitz, am ivten April 1741, und besetzte den größten
Theil von Schlesien. Man stellte nun zu Klein-Schnellerdorf
Unterhandlurkgen, aber ohne Erfolg, an.
Die Unentschlossenheit des alten Kardinal Fleury hatte die
Unternehmungen der übrigen Feinde Oestreichs bisher aufgehal-
ten. Endlich schloß Frankreich eine Allianz mit Baiern, im
May 1741, und am iiten Lul. mit Köln, Preußen, Spa-
nien , Neapel, Pfalz und Sachsen. Der Kurfürst von Baiern
Nn 2
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Extrahierte Personennamen: August Karl_Albrechr Karl Karl_Vi Karl Maria_Theresia Maria Theresia Franz_Stephan Franz Ferdinands Leopolds Karl_V. Karl_V. Ferdinand_I. Friedrich_Ii Friedrich Karls Oestreich Friedrich Friedrich
564 Neueste Geschichte, z. Zeitr. 2. Abschn.
drang nebst einer französischen Armee in das Oestreichische ein,
am zisten Jul., und eine andere Armee zwang Hannover zur
Neutralitäts-Erklärung. Die Spanier griffen die italianischen
Provinzen an, und ein sächsisches Korps brach in Böhmen ein.
Großbritannien halte schon einen Krieg mit Spanien, Ruß-
land einen Krieg mir Schweden; aber die Alliirten verabsäum-
ten , Sardinien zu gewinnen, das auf Oestreichs Seile trat.
Frankreichs Plan war nicht, den Kurfürsten von Baiern zum
Besitzer der östreichischen Monarchie zu machen, sondern sie zu
theilen. Er mußte daher in Böhmen eindringen, welches er
mit Hülfe der Sachsen eroberte, und sich zu Prag, am ryten
Dec., zum Könige krönen ließ. Oestreichs Feinde erhielten es
auch, daß er, mit Suspendirung der böhmischen Kurstimme,
zum Kaiser, unter dem Namen: Karl Vii., gewählt wurde,
am 24sten Jan. 1742. Frankreich verwarf die Hriedensvor-
schläge, welche die Königin« in diesen sehr bedrängten Umständen
thal. Aber sie wurde bald gerettet. Die Ungern nahmen sich
ihrer mit großer Anstrengung an, und ihre Feinde waren unei-
nig. Frankreich rmd Sachsen sahen Preußens Eroberungen un-
gern. Augusts Minister, Brühl, wardamahls schon vonoest-
reich gewonnen. Zwischen den Franzosen und Baiern, und un-
ter den französischen Generalen selbst, herrschte Mißtrauen und
Zwist. Der Graf von Khevenhüller trieb die Baiern ausoest-
reich, und besetzte einen Theil von Baiern, 1742. Allein der
König von Preußen hatte die völlige Oberhand. Nach dessen
Siege bey Chotusitz oder Czaslau, am i7ten Man, nahmoest-
reich Großbritanniens Vermittelung zum Frieden an, den Preu-
ßen, der sächsischen und französischen Treulosigkeit müde, wünschte.
Er wurde zu Berlin geschlossen, am 28sten Iun. Der König
erhielt darin Nieder-Schlesien, den größten Theil von Ober-
Schlesien , und die Grafschaft Glaz. Sachsen stl)loß gleichfalls
mit Oestreich am uten Sept. Frieden und Bündniß.
3. Glück der östreichischen Waffen.
Die Franzosen wurden nun mit großem Verluste aus Böh-
men vertrieben. Sardinien schloß mit Oestreich eine Allianz,
am isten Febr. 1742. Der Herzog von Modena wurde aus
seinen Staaten verjagt; die Spanier wurden aus der Lombar-
den vertrieben; und Neapel wurde durch eine englische Flotte
zur Neutralität gezwungen, am 2ten Aug. Nachdem Rob.
Walpole nicht mehr englischer Minister war, unterstützte Eng-
land Oestreich thäriger durch Subsidien und ein Hülfskorps.
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Extrahierte Personennamen: Oestreichs Karl_Vii Karl Augusts Oestreich
Extrahierte Ortsnamen: Oestreichische Spanien Schweden Sardinien Frankreichs Sachsen Frankreich Frankreich Sachsen Baiern Baiern Baiern Berlin Sachsen Sardinien Modena Neapel
i. Kap. Oestr. Successionskr. v. 1740 b. 1748. 565
Fleury st. 174z. Nach des Prinzen Karl Sieg bey Simpach,
am yten May 174z, flüchtete der Kaiser nach Frankfurt; die
Franzosen wurden über den Rhein getrieben; und Baiern wur-
de durch einen Evakuations - Traktat den Oestreichern einge-
räumt, am 2 7sten Zun. Die englische Hülfsarmee schlug un-
ter dem König Georg Ii. die Franzosen bey Dettingen, am
27sten Lun., und trieb sie über den Rhein. Sieg der Oest-
reicher in Italien bey Campo Santo, am zten Febr. Sieg
des englischen Admiral Matthews über die spanische und fran-
zösische Flotte, am 2 2sten Febr. 1744. Ludwig Xv. brach selbst
mit einer 'Armee in die Niederlande ein, dre daselbst wichtige
Eroberungen machte. Da aber eine starke östreichische Armee
über den Rhein tief in den Elsaß eindrang, so mußte sich der
König dahin wenden. Er fiel zü Metz in eine heftige Krank-
heit. Preußens neuer Bruch befreyece Frankreich von dieser
Gefahr.
$. 4. Jw erster schlesischer Krieg.
Dem Könige Friedrich erregte Oestreichs Kriegsglück Furcht,
und die Gesinnungen des Wiener, Dresdener und Londoner Ho-
fes gegen ihn waren ihm bekannt. Er verband sich insgeheim
mit Pfalz, Hessen-Kassel und Frankreich, zum Bevstande des
Kaisers, am 2 2sten May 1744; brach mit einer sogenannten
Hülfsarmee in das unbesetzte Böhmen ein, am roten Aug.,
und eroberte es leicht. Oestreichs große Gefahr wurde gehoben,
als die französischen Generale Karls Rückzug über den Rhein
nicht verhinderten. Er und eine sächsische Hülfsarmee trieben
den König aus Böhmen, und brachen in Schlesien ein. Es
wurde zu Warschau eine Allianz zwischen Oestreich, Großbri-
tannien , den vereinigten Niederlanden und Sachsen geschlossen,
am 8ten Jan. 1745. Karl Vii. st. am 2vsten Zan. 1745,
worauf Preußen von seinen deutschen Verbündeten verlassen
wurde. Der Plan, Friedrich dem Ii. Schlesien wieder zu ent-
reißen , wurde durch ein Dündniß zu Leipzig zwischen Oestreich
und Sachsen, am 8 ten May, noch fester bestimmt. Allein
Friedrich schlug ihre Armee bey Hohen-Friedberg am4tenjun.
völlig, und ging von neuem nach Böhmen. Prinz Karl über-
fiel ihn bey Sorr, wurde aber mit großem Verluste zurück ge-
schlagen, am z osten Sept. Ein neuer Plan, von Sachsen
aus in das Brandenburgische einzubrechen, wurde durch den
Sieg des Fürsten von Anhalt bey Kesselsdorf über die Sachsen,
am izten Der., verwehrt. Brühls und Oestreichs Hartnäckig-
keit wurde dadurch geendigt, uni) der Friede, den Preußen such-
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Extrahierte Personennamen: Karl_Sieg Karl Georg_Ii Admiral_Matthews Ludwig_Xv. Friedrich Friedrich Oestreichs_Kriegsglück Karls Oestreich Karl_Vii Karl Friedrich Friedrich May Friedrich Friedrich Karl_über- Karl
Extrahierte Ortsnamen: May Frankfurt Rhein Baiern Dettingen Rhein Italien Niederlande Rhein Frankreich Hessen-Kassel Frankreich Karls Rhein Schlesien Sachsen Sachsen Hohen-Friedberg Sachsen Sachsen Oestreichs_Hartnäckig-
§66 Neueste Geschichte, z. Zeitr. 2. Abschn.
te, zu Dresden am 2ssten Dec. geschlossen. Der König blieb
im Besitze von Schlesien, erkannte Franz Stephan als Kaiser,
und erhielt von Sachsen eine Million Thaler, desgleichen, gegen
eine zu bestimmende Ausgleichung, die Stadt Friedberg, das
Dorf Schidlo und den Oder-Zoll zugesicherr, welche Bedingung
ober in der Folge nicht erfüllt wurde.
f. 5. Fortsetzung des franz.-östr. Krieges. Friede.
Frankreichs treuloses Verfahren gegen Preußen brachte
auch diesen Frieden hervor. Die Franzosen befehlen Schwaben,
und Pfälzer und Hessen trieben die Oestreicher aus Vaiern.
Aber die Franzosen blieben darauf völlig unthätig. Nach
Karls Vii. Tode schlug Graf von Dathiani die Franzosen und
Baiern bey Pfaffenhofen völlig am i^ten Apr. 174;, worauf
Ler neue Kurfürst von Baiern, Maximilian Joseph, am 22sten
Apr. zu Füßen mit Oestreich Frieden schloß, worin er, gegen
die Anerkenming der pragmatischen Sanktion und die Ertheilung
seiner Stimme zu Franz Stephans Kaiserwahl, seine Staaten
wieder erhielt. Frankreich suchte vergeblich diese Wahl zu Hin-
tertreiben, und Franz I. wurde am i zten Sept. zum Kaiser
gewählt. Frankreich wandte seine größte Macht gegen die öst-
reich. Niederlande, wo es nach dem großen Siege des Mar-
schalls von Sachsen über den Herzog von Cumberland bey Fon-
tenay, am uten May, Flandern größten Theils eroberte.
Frankreich brachte England in ungemeine Verlegenheit, als es
den Sohn des Prätendenten, Prinz Eduard, nach Schottland
sandte, der daselbst einen starken Anhang fand und in England
bis in Londons Nähe vordrang. Aber der Herzog von Cum-
berland schlug ihn bey Culloden, am 27sten Apr. 1746, völlig,
und nur mit Mühe entkam er durch eine gefährliche Flucht nach
Frankreich. Das Waffenglück wandte sich in Italien völlig auf
die Seite der Oestreicher und Sardinier. Sie trieben die Fran-
zosen und Spanier aus der Lombardey, besetzten ganz Genua,
und drangen in die Provence, am z osten Nov. Allein der ty-
rannische Druck der Oestreicher erregte im Genuesischen einen
allgemeinen Aufstand, weswegen sie die Provence verlassen
mußten, am zten Febr. 1747. Dennoch behielten sie in Ita-
lien stets die Oberhand. Die Franzosen hatten indessen die öst-
reichischen Niederlande völlig erobert, und den Prinz Karl bey
Raucoux geschlagen, am uten Okt. 1746. Holland hatte die
Oestreicher auf mehrere Art unterstützt; die orcuüsche und engli-
sche Partey hinderten nicht nur, daß es sich nicht, wie Frank-
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Extrahierte Personennamen: Franz_Stephan Franz Karls Graf_von_Dathiani Maximilian_Joseph Maximilian Oestreich Franz_Stephans_Kaiserwahl Franz Franz_I. Cumberland May Eduard Eduard Karl_bey
Raucoux Karl
Extrahierte Ortsnamen: Dresden Schlesien Sachsen Friedberg Oder-Zoll Schwaben Hessen Karls Baiern Baiern Frankreich Frankreich Niederlande Sachsen Flandern Frankreich England Schottland England Londons Frankreich Italien Lombardey Genua Ita- Holland
2.Kap. Der 7jährige Krieg, 1756^.1758. 571
den englischen Admiral Bing am rosten May 1756 zurück ge-
trieben harre, erobert wurde, am rysten Iun.
Die Russen zogen an der östreichsschen Granze, und die
Oestreicher in Böhmen eine Armee zusammen. 2us der König
auf eine zwiefache Anfrage an den östreichsschm Hof, ob diese
Rüstungen gegen ihn gerichtet wären, keine bestimrme Antwort
erhielt: so brach er, am rysten Aug., in Sachsen ein; besetzte
das Land; schloß die Sachsen in dem Lager zu Pirna ein; und
bewies durch Druckschriften den Plan, den seine Feinde gegen
ihn entworfen harren, und Sachsens Anlheil daran. Des Kö-
nigs Sieg bey Lowositz über die Oestreicher, die den Sachsen
Luft machen wollten, am iftenokt., nöldigte die lehren, die
Waffen zu strecken, am i6ten Ott. Der Einbruch emer andern
preußischen Armee in Böhmen unter dem Grafen von Schwerin
war eine bloße Demonstration.
ft Z- Die Jahre 1757 und 1758.
Gegen den König von Preußen standen nun Oestreich, Ruß-
land, Frankreich, Schweden und der größte Theil des Reichs
in den Waffen. Denn gegen ihn war, wegen des Einbruchs in
Sachsen, der Reichskrieg erklärt, am aasten Jan. Die Preu-
ßen brachen, von Sachser aus unter dem Könige, von Schle-
sien aus unter Schwerin, in Böhmen ein. Der Herzog Au-
gust Wilhelm von Braunschweig - Bevern schlug die Oestreicher
bey Reichenberg, am aisten Apr. Die vereinigte preußische
Armee schlug den Prinzen Karl und den General Browne bey
Prag völlig, am 6ten May, und belagerte Prag. General
Daun marschirte zu ihrem Entsotze, besiegte den König in der
, Schlacht bey Planian oder Kollin, am i8ten Iun., völlig;
uöthigte ihn, aus Böhmen zu entweichen; und fügte dem Theile
der Armee, die sich nach der Lausitz und darauf nach Schlesien
zog, in dem Gefechte bey Görlitz, am 7ten Sept., großen Ver-
lust zu. Die Rcichsarmee näherte sich, unter dem Prinzen
von Hildburghausen, nebst einer französischen Hülssarmee unter
dem Prinzen von Soubise, Sachsen; die französische Hauvt-
armee bedrohete Magdeburg; und die Oestreicher brandschatzten
Berlin auf einem Streifzuge. Der König riß sich mit großer
Überlegenheit aus dieser höchst gefährlichen Stellung. Ein
völliger Sieg über die Reichsarmee, am sten Nov., sicherte
Sachsen; Daun hatte unterdessen Schweidnitz erobert, und den
Herzog von Bevern bey Breslau geschlagen, am 2 2sten Nov.
Der König eilte dahin, und schlug und richtete die östreichische
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Extrahierte Personennamen: Oestreich Sachser Wilhelm Karl Karl Browne May
2. Kap. Der 7jährige Krieg, 1759 u. 1760. 57z
Die Russen konnten Kolberg, bey Heydens tapferer Vertheidi-
gung, nicht erobern, und gingen nach Polen, am 22stennov.
Die Schweden waren mit den Russen vorgerückt, und gingen
mit ihnen zurück. Mecklenburg wurde von den Preußen ge-
brandschatzt.
Die Franzosen wurden von dem Erbprinzen von Braun-
schweig aus Hoya, und von dem Prinzen Heinrich von Preußen
aus Halberstadt getrieben. Der Graf Klermont, Richelieu's
Nachfolger, zog die Armee fast aus allen diesseits des Rheins
besetzten Oertern. Ferdinand folgte ihr, am 2ten Jun., jen-
seits des Rheins nach, und schlug sie bey Krefeld, am 2 zsten
Jun. Der Marschall von Kontades folgte auf Klermont, am
uten Jul. Der Prinz von Isenburg wurde beo Sangerhau-
sen, am 2zsten Iul., von dem Prinzen von Soubise geschla-
gen. Dieses und die geringe Stärke der alliirten Armee nö-
thigte den Herzog Ferdinand, über den Rhein zurück zu gehen,
am loten Äug., welches das glückliche Gefecht bev Meer, am
zten Aug., erleichterte. Beide Hauptarmeen standen in West»
phalen. Soubise schlug den General Oberg bey Lutternberg,
am roten Okt., ohne sich in Hessen halten zu können.
§. 4. Die Jahre 1759 und 1760.
Eine Reihe von Unglücksfällen, welche die Armee des Kö-
nigs in den Jahren 1759 und 1760 trafen, schienen des Hel-
den Erholung unmöglich zu machen. Die Russen brachen un-
ter Soltikow in die Mark und schlugen den General Wedel bey
Palzig, am 2 z sten Jul. Der König griff sie bey Kunnersdorf
an, am laten Aug., und wurde von ihnen und Laudon völlig
geschlagen. Die Unthätigkeit, Uneinigkeit und die Fehler der
Feinde, die Kriegskunst der Preußen, und die Zusammensetzung
mit dem Prinzen Heinrich, der die Oestreicher unter Daun in
Böhmen aufgehalten hatte, verhinderten, daß diese große Nie-
derlage hier und in Schlesien von wichtigen Folgen war. Allein
die Neichsarmee hatte Dresden am 4ten Sept. erobert, und der
größte Theil von Sachsen ging für den König verloren. Prinz
Heinrich siegte bey Hoyerswerda, am ^stensept., und Pretsch,
am 2ysten Okt. Aber Daun zwang ein starkes Korps unter
dem General Fink, das ihm der König mit einem zu kühnen
Plane in den Rücken gestellt hatte, bey Maren, die Waffen zu
strecken, am 2vsten Nov. Der sehr geschwächte König zog ein
Korps von der alliirten Armee an sich, und behauptete Sach-
sen. bis auf Dresden. — Der Feldzug der alliirten Armee war
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_von_Preußen Heinrich Ferdinand Isenburg Ferdinand Ferdinand Oberg Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Fink Maren
574 Neueste Geschichte, z. Zeitr. 2. Abschn.
glücklicher. Der Erbprinz trieb die Neichstruppen mit vielem
Verluste aus Thüringen. Der Herzog Ferdinand wurde von
Droglio dey Bergen geschlagen, am izteu April; und Broglio
und Kontades besetzten Hessen und Westphalen, und drangen in
das Hannoverische. Ein vollständiger Sieg des Herzogs Fer-
dinand bey Minden, am isten Aug., gab ihm wieder die völlige
Oberhand. Der Erbprinz schlug zugleich, am isten Aug., den
Herzog von Drissac bey Gohfeld. Er machte das wirtembergi-
sche Korps bey Fulda zu Gefangenen, am z osten Nov., und
ging darauf dem Könige zu Hülfe. — Schon in diesem Jahre
borm England und Preußen den Frieden an.
In dem folgenden merkwürdigen Feldzuge des Jahres 1760
fochren der König und der Herzog Ferdinand mit ungleich schwa-
chem Armeen gegen sehr überlegene Feinde. Des Königs Un-
glück dauerte anfangs fort. Laudon nöthigte den General Fou-
guet, stch mit seinem Korps bey Landshut zu ergeben, am
2zsten Zun., und eroberteglaz, am 26sten Jul. Daun trieb
den König von der Belagerung von Dresden ab. Friedrich
ging nach Schlesien, wo er zwischen der russischen, damischen
und laudonschen Armee, vom 5ten bis zum lotenaug., stand,
ohne angegriffen zu werden, den General Laudon am i;tm
Aug. bey Liegnitz schlug, und dis Oestreicher unter Daun nach
Böhmen trieb. Dis Reichsarmee verbreitete sich indessen über
Sachsen. Die Russen und Oestreicher brachen in die Mark
ein, und besetzten eine kurze Zeit Berlin. Der blutige Sieg des
Königs bey Torgau über Daun, am gtennov., gab ihm
Sachsen, bis auf Dresden, und die Oberhand im Felde zurück.
Die Russcn wurden von Kolberg abermahls abgetrieben, am
iyten Sept. Die Unternehmungen der Schweden waren in
beiden Zähren unbedeutend gewesen. — Die alliirte Armee hielt
die überlegene französische auf. Der Erbprinz focht bey Kor-
bach unglücklich, am roten Zul.; siegte aber bey Errdorf, am
:6ten Zul., und bey Marburg, am zisten Zul. Die alliirte
Armee war nicht stark genug. Sie nabm eine feste Stellung
an der Diemel, konnte aber nicht verwehren, daß die Franzosen
durch Hessen bis Göttingen vordrangen. Eine Diversion des
Erbpringen au den Rhein und auf Wesel glückte nicht nach dem
unglücklichen Gefechte bey Kämpen, am i6ten Okt. — Die
Engländer fochren vom Anfänge dieses Kriegs an zur See glück-
lich. Sie eroberten 1757 Cbandernagor in Ostindien; 1758,
unter Clive, Kalkutta und einen großen Theil von Bengalen;
in Amerika Kap Breton, am 2 6sten Zul.; in Afrika die fran-
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand_wurde_von
Droglio Ferdinand Drissac Ferdinand Ferdinand Laudon Friedrich Laudon
Extrahierte Ortsnamen: Broglio Hessen Fulda England Dresden Schlesien Liegnitz Sachsen Berlin Torgau Sachsen Dresden Kolberg Schweden Marburg Hessen Rhein Wesel Ostindien Kalkutta Bengalen Amerika_Kap_Breton Afrika
49o Neueste Geschichte. 2. Zeitr. 2. Abschn.
zosen wieder überall Meister im Felde waren. Auch gab ihnen
im Quesne nach Nuyrerö Tode, 1676, die Oberhand zur See.
Die Franzosen näherten sich wieder den verein. Niederlanden,
1678, aber zugleich wurde Karls Widerstand überwunden, und
England alliirre sich mit Holland. Beides brachte am loten
Aug. 1678 zwischen Holland und Frankreich den Frieden zu
Nimwegen hervor, dem Spanien erst am 17^1 Sept. und der
Kaiser am ;ten Febr. 1679 beytratm. Frankreich erhielt die
Franche Komte und einen großen Strich in den Niederlanden
von Spanien, und Freyburg von dkm Kaiser.
$. 3. Schwedischer Krieg gegen Brandenburg und Dänemark.
Karl Xi. ließ, vermöge seiner Allianz mit Frankreich, ein
Korps Truppen ins Branbenburgische rücken, 1674. Friedrich
Wilhelm überfiel die Schweden bey Nathenau, am i zten Iun.
1675 t schlug sie bey Fehrbellin, am i8tenzun.; und jagte sie
zurück. Er verband sich mit Christian V., Könige von Däne-
mark, mit Braunschweig, Lüneburg, Münster und Holland.
Bremen, Verden, Wismar, der größte Theil von Pommern,
wurden 1675 und 1676 erobert; die Schweden zur See drey-
mal von den Dänen und Holländern geschlagen, und Schonen
wurde von Christian V. angegriffen, 1676; Stettin und Stral-
sund wurden 1678 erobert; und die Schweden aus Preußen,
in welches sie gefallen waren, verjagt. Dieser große Erfolg
wurde plötzlich gehemmt, als der Kaiser in dem Nimweger
Frieden Brandenburg in: Stiche ließ, und Frankreich sich seines
Verbundenen lebhaft annahm. Die Herzoge von Braunschweig
verließen die Verbindung mit Gewinn von Dorwern und The-
dingshauscn; Münster verließ sie gegen eine Summe Geld.
Eine französische Armee ging in die brandenburgischen und ol-
denburgischen Länder. Brandenburg mußte in dem Frieden zu
St. Germain en Laue, am 29sten Zun. 1679 mit einem Stri-
che an den pommerischen Granzen zufrieden seyn. Christian
mußte in dem Frieden zu Fontainebleau, am 2ten Sept., und
Lunden, am 2 6ften Sept., alle seine Eroberungen an Schwe-
den zurück geben, und dem Herzog von Holstein den souverai-
nen Besitz seiner Länder zugestehen, den er ihm durch persön-
liche Gefangennehmung, am z osten Zun. 1675, abgedrungen
hatte.
§. 4. Reuliionskammern.
Ludwig gründete auf die durch Erfahrung erhaltene Ueber-
zeugung von der Schwäche seiner Feinde die ungerechtesten
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Extrahierte Personennamen: Karls Karls Karl_Xi Karl Friedrich
Wilhelm Friedrich Wilhelm Christian_V. Christian_V. Germain Christian Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: England Holland Holland Frankreich Nimwegen Spanien Frankreich Spanien Freyburg Brandenburg Frankreich Schweden Fehrbellin Lüneburg Holland Wismar Pommern Schweden Stettin Nimweger
Frieden_Brandenburg Frankreich Brandenburg Fontainebleau Holstein
575
2. Kap. Der 7jährige Krieg, 1761.
zösischen Besitzungen am Senegal und die Insel Goree. 1759
wurde in Ostindien Surate erobert, am isten März; in
Westindien die Insel Guadeloupe, am isten May; Quebek,
nach Wolfe's Siege über die Franzosen unter Montcalm, am
izten Sept. Der Admiral Boscawen schlug de la Clue bey
Lagos, am izten Aug.; und der Admiral Hawke erhielt in der
Quiberons - Bay über Konsians einen vollständigen Sieg, am
2osten Nov. 1760 wurde Montreal in Kanada erobert. Der
ftanzösische Handel litt auf das stärkste.
Der Tod des Königs Georgs Ii. von England, am 2zsten
Okt. 1761, ließ, bey den Gesinnungen der Partey, die Georg
den Iii., seinen Enkel, leitete, in Englands Verfahren eme große
Veränderung fürchten.
$. 5. Das Jahr 1761.
Die preußischen Heere verfuhren vertheidigungsweise:
Prinz Heinrich gegen Daun in Sachsen; der König gegen die
Russen und Laudon in dem festen Lager bey Bunzelwitz in Schle-
sien , am 2vsten Aug. Als Mangel an Proviant zuerst des
Königs Feinde, darauf ihn selbst nöthigte, diese Stellung zu
verlassen, überrumpelte Laudon Schweidnitz, am isten Okt.
Die Russen eroberten Kolberg am i6len Dec. — Die alliirte
Armee trieb die Franzosen aus den Winterquartieren in Hessen,
und schlug Stainville bey Langensalza, am i4ten Febr. Aber
sie litt einen starken Verlust bey Grüneberg unter dem Erbprin-
zen, am 2isten März. Die alliirte Armee ging wieder an die
Diemel, und die Franzosen besetzten Hessen. Ferdinands zwey-
tagiger Sieg bey Billingshausen, am izten und röten Jul.,
schwächte sie wenig. Der Herzog verhinderte der: Einbruch der
großen Armee in das Hannöverische; aber ein anderes Korps
unter dem Prinzen Xaver von Sachsen brach über den Harz
ins Wolfenbüttelrsche, eroberte Wolfenbüttel, und belagerte
Braunschweig, am irten Okt., welches Prinz Friedrich von
Braunschweig und Luckner entsetzten, an: i4ten Okt. — In
Ostindien eroberten die Engländer Pondichery; in Westin-
dien Dominique.
Großbritannien hatte seine Ueberlegenheit seinem großen
Minister William Pitt zu danken. Aber Georg Iii. ließ sich
von denr schottischen Grafen Bute regieren, dessen Partey den
Frieden wegen der großen Schuldenlast für durchaus uothwen-
dig erklärte. Der französische Minister Choiseu! stellte sich ge-
neigt dazu, ohne es zu seyn, und man fing Unterhandlungen
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Extrahierte Personennamen: Lagos Hawke Georg Heinrich Heinrich Laudon_Schweidnitz Ferdinands Xaver_von_Sachsen Friedrich_von
Braunschweig Friedrich Luckner Dominique Großbritannien William Georg_Iii
Extrahierte Ortsnamen: Senegal Goree Ostindien Westindien Guadeloupe Kanada Georgs England Englands Sachsen Kolberg Hessen Langensalza Grüneberg Hessen Ferdinands Ostindien Westin-
576 Neueste Geschichte, z. Zeitr. 2. Abschn.
an. Aber Choiseul schloß insgeheim mit Spanien und den übri-
gen bourbonischen Mächten, am i4ten April, den sogenannten
Familienvertrag; ein sehr enges, vornehmlich gegen England
gerichtetes) Bündniß. Pitt erfuhr es, und verlangte, daß
Großbritannien der Krone Spanien den Krieg ankündigen sollte.
Als dieses verworfen wurde, verließ er das Ministerium, am
24sten Sept. Aber noch vor Ausgang des Jahres nöthigten
Spaniens Rüstungen Großbritannien, es zu bekriegen.
$. 6. Das Jahr 1762.
Der König von Preußen war bey dem Anfänge des Jah-
res 1762 in einer äußerst bedenklichen Stellung. Sie wurde
aber ungemein verbessert, als seine heftige Feindinn, die Kai-
serin Elisabeth, am zten Jan., starb. Zhr Nachfolger, Pe-
ter Iii., war stets sein enthusiastischer Freund gewesen. Er
schloß mit ihm, mit Zurückgebung aller russischen Eroberungen,
Frieden, und eine Allianz, vermöge welcher ein Korps Russen
zur preußischen Armee stieß. Die Schweden folgten diesem
Verspiele, am 22sten May. Die Entthronung des Kaisers
Peter durch seine Gemahlin», Katharina, am ycen Jul., en-
digte die Allianz, unterbrach aber den Frieden nicht. Die
Preußen harten die völlige Oberhand über die Oestreicher und
die Reichsarmee. Der König trieb den General Daun aus den
schlesischen Gebirgen, am 2isten Jul.-, und eroberte Schweid-
nitz. Prinz Heinrich schlug die Reichsarmee bey Freyberg völ-
lig, am 29sten Okt. Franken wurde durch einen starken Streif-
zug gebrandschatzt. — Der Herzog Ferdinand schlug die sehr
überlegene französische Armee unter Etrees und Soubise bey
Grebenstein oder Wilhelmsthal, am 24sten Iun., und befreye-
te den größten Theil von Hessen. Prinz Xaver wurde bey Lut-
lernberg geschlagen. Hingegen erhielten die Franzosen unter
Prinz von Kondsi und Stainville den Sieg in dem Gefechte
auf dem Johannisbergs über den Erbprinzen, am z osten Aug.
Der Herzog behauptete sich hinter der Ohm, bis zum Waffen-
stillstände vom i;ten Nov. — Außerordentlich groß war das
auswärtige Waffenglück der Engländer. Sie eroberten unter
Rodney Martinique, Grenada, St. Lucia und St. Vincent.
Pocock, Keppel und Amherst nahmen den Spaniern Havan-
nah, am i4ten Aug., die Insel Kuba, und am 1 iten Aug.
eine ganze Kriegs- und Kauffahrtevflotte; späterhin die St.
Manilla und die Insel Luzon, am 6ren Okt. Das Bündniß
mit Portugal gab Großbritannien ungemeine Vortheile. Die
bour-
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Extrahierte Personennamen: May Peter Katharina Heinrich Heinrich Ferdinand Ferdinand Xaver Rodney_Martinique
Extrahierte Ortsnamen: Spanien England Spanien Spaniens Hessen Johannisbergs Grenada Kuba Luzon Portugal